Das Atelier der Tonkunst wird 25!

27. März 2009 - 7:18 — tauber

Es ist tatsächlich wahr:

Am 01.04.2009 wird das Atelier der Tonkunst 25 Jahre alt!

Klasse! Bin ich schon ziemlich stolz drauf!

Die 80er

1982 hab ich vor lauter Ärger über die lärmenden Gitarristen angefangen, über einen brauchbaren Gitarrenverstärker nachzudenken, der einem nicht die Brille vom Kopf fegt und schon bei moderaten Lautstärken clean und verzerrt gut funktioniert. Kanalumschaltung kam zu der Zeit gerade in Mode, allerdings erst in solchen Varianten, zu einem bestehenden (cleanen) Kanal einen Boost zuzuschalten, nebst eines Mastervolumes.

Ich hab das ausgelassen und bin ab 1984 direkt zu den echten Zweikanalern durchgegangen.
In der Folge mußten dann so an die 100 Fender-Amps ihr Innenleben hergeben, um auf diese Technologie erweitert zu werden. Daneben baute ich dieses Konzept als Preamp.

Ja ja, so war das damals. Hat mir viel Freude gemacht. Und die Gitarristen seinerzeit waren sehr offen für neue Ideen und Konzepte.

Die 90er

Irgendwann Anfang der Neunziger ist es dann langweilig geworden, die Innovationstür fiel zu und der langweilige Einheitsbrei, den wir heute noch bewundern dürfen, wurde auf kleiner Flamme aufgesetzt.

<Zwischenwurf>

Bezeichnenderweise macht dieser Tage ein Amp-Guru Furore, Alexander Dumble, weil er schlichte Präziosen zusammenlötete, die Gitarristen tagelang den Mund offen stehen lassen - bei überwältigender Faszination und Begeisterung. Und da er wohl keine Amps mehr baut, klettern die Preise der noch verfügbaren Modelle in schwindelnde Höhen, und der Vergleich mit Stradivari ist für Gitarristen mit Sicherheit nicht an den Haaren herbeigezogen. Seinem "magischen" Ton sind etliche Dutzend Verstärkerbauer rund um den Globus auf der Spur - die Resultate sind oft hübsch anzusehen - überzeugt hat mich noch kein einziger ... aber ich bin da ja auch alles andere als unvoreingenommen ;-) Wie auch immer, für mich ist er der Einzige, der an dieser Stelle ein relevantes Statement setzt. Alles andere scheint dagegen eher marketinggetriebener Featurerismus zu sein. Und die Künstler geben ihm recht. Bravo!

</Zwischenwurf>

Konsequenterweise hab ich mich ab 1995 dem Pro-Audio zugewandt und meine ersten Splitter und DI-Boxen gebaut. Ein "Line Array" - man sagte damals noch Schallzeile - hatte ich ja ohnehin schon 1986 entworfen und gebaut, und war meiner Zeit damit wohl um einige Jahrzehnte voraus :-) Was mir hier gut gefallen hatte, war das "PRO" in Pro-Audio. Die Leute verlangten nach Werkzeugen, nicht nach Spielzeugen. Sachen, die einfach und problemlos funktionierten und das jahrelang, hatten einen Wert. Technikern und Musikern war es eine Freude und große Erleichterung, sich auf etwas verlassen zu können.

Wieder hat mich erstaunt - und tut es bis heute - mit welch simplen Mitteln und Methoden man zu guten Ergebnissen kommt, wenn man seinen Kunden aufmerksam zuhört, sie bei der Arbeit beobachtet und daraus Schlüsse zieht.

Gegenwart

Heute dreht sich das Equipment-Karussel fast so schnell wie in der Bekleidungsindustrie, und die Mode scheint mehr die Gestaltung und die Funktionalität der Geräte und Systeme zu bestimmen als die akustischen oder künstlerischen Anforderungen und Gegebenheiten.

Böse formuliert scheitern heute hochprofilige Konzepte und Technologien daran, dass sie die einfachsten Basics nicht beherrschen. Vor lauter Digital-Digital gehen die einfachsten analogen Schaltungen daneben, weil niemand mehr etwas davon zu verstehen scheint.

Insofern ist dies für mich wieder einmal eine Zeit der (Neu)orientierung. Dabei scheint mir ein "back to the basics" ein guter Ansatz zu sein ... Zurück also zu Leuten, die (noch) neue und kreative Ideen haben und diese auch umsetzen wollen. Hin zu den Menschen, die Visionen und Konzepte haben, die deutlich über den "Stand der Dinge" hinausgehen und die dafür Unterstützung bei Planung und Umsetzung brauchen.

Und dass es neue, frische Ideen und Konzepte braucht, zeigt nicht nur das Bankenwesen ;-)

Zukunft

Somit freue ich mich auf die kommende Zeit und hoffe, hier auf dieser Website einen passenden Rahmen für neue und spannende Dinge in der Musik schaffen zu können.

Happy Birthday, Tonkunst!

Michael Tauber